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7. Bauen. Gestalten

Die Geschichte der Bibliothek ist eine Geschichte des Ringens um die zeitgemäße Erfüllung aller Bibliotheksfunktionen und die Unterbringung der stetig anwachsenden Büchermengen. Die Ende des 17. Jahrhunderts eingerichteten Räume im Ostturm des Schlosses Friedenstein reichten 100 Jahre lang. Anschließend breitete sich die Bibliothek im gesamten Ostturm aus. Doch die Raumstruktur dieses frühneuzeitlichen Residenzbaus entsprach und entspricht nur bedingt den jeweiligen Erfordernissen moderner Bibliotheksarbeit. So sollte im 19. Jahrhundert ein Einbau von Wendeltreppen der Verbesserung der Arbeitsabläufe dienen. Heute ist der Ostturm statisch überlastet, er wurde 2021 gesichert. Die Bibliothek braucht einen Neubau.

Die Einleitung zum Anhören

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Schnitt durch das Dachwerk vom Ostturm von 1684/85, wohl von Jeremias Tüttleb 1684

Kolorierte Federzeichnung

Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Geheimes Archiv OO IV Nr. 60

Rechteinhaber: LATh – StA Gotha
Lizenz: Rechte vorbehalten 

 

Der Wiederaufbau des Ostturms von Schloss Friedenstein

Am 7. Februar 1678 brannte der Ostturm bis auf die Gewölbe über dem Erdgeschoss völlig aus.

Alles neu?

Am 7. Februar 1678 brannte der Ostturm bis auf die Gewölbe über dem Erdgeschoss völlig aus. Lediglich die massiven Außenwände mit den Fensteröffnungen und die Gewölbe blieben stehen. Ab Juni 1684 wurde mit dem Wiederaufbau der Brandruine begonnen. Unter der Leitung des Baumeisters Jeremias Tüttleb errichteten bis 1689 Frondienst Leistende und ortsansässige Handwerker den Ostturm neu. Während das Turmäußere bis auf die Form der nun gewölbten Haube unverändert blieb und sich somit in die Fassadengestaltung des Schlosses integrierte, zog man in den einstigen hohen Saal Decken ein und trennte das östliche Drittel des Innenraums mit einer durchgehenden, von Norden nach Süden ausgerichteten massiven Innenwand ab.


Ostturm, Schnitt durch das Dachwerk von 1684/85, wohl Jeremias Tüttleb 1684. Kolorierte Federzeichnung. Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Geheimes Archiv OO IV Nr. 60.

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Schloss Friedenstein Gotha, Baugeschichte, Bibliothekssaal

Relevante und verbundene Personen

Die Wendeltreppe im ersten Obergeschoss. Gotha 1863

Foto: Forschungsbibliothek Gotha, Sergej Tan.

 

Die Wendeltreppe im Ostturm

Der Einbau einer Wendeltreppe in den Ostturm von Schloss Friedenstein 1863 war eine Brandschutzmaßnahme.

Bücherbewegungen über die neue Treppe?

Der Einbau einer Wendeltreppe in den Ostturm von Schloss Friedenstein 1863 war eine Brandschutzmaßnahme. Die Treppe sollte beim Brand des außerhalb des Ostturms liegenden Treppenhauses zur Rettung von Menschen und Büchern dienen. Um die Brandausbreitung im Turm selbst zu verhindern, waren die Holztreppen mit horizontalen Eisenplatten verschließbar. Die Treppe beanspruchte durch ihre Form nur wenig Platz und wurde auch für den Transport der überall verteilten Bücher genutzt. Man brach sie nach 1945 bis auf den Teil im ersten Obergeschoss ab und vermauerte die Deckenöffnungen.


Die Wendeltreppe im ersten Obergeschoss. Gotha 1863. Foto: Forschungsbibliothek Gotha, Sergej Tan.

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Schloss Friedenstein Gotha, Baugeschichte, Bibliothekssaal
Marquardtiana. Geistesblitze im Gewande der Komik. Gotha 1909

Forschungsbibliothek Gotha, Goth 8° 173/1. Public Domain Mark 1.0.

 

Der Treppenerbauer

Den Einbau der Wendeltreppe veranlasste 1863 der Direktor der Herzoglichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaften Gotha Karl Joachim Marquardt. Zeitgleich mit der Leitung aller Sammlungen auf Schloss Friedenstein hatte Marquardt 1662 auch die Direktion der Herzoglichen Bibliothek übernommen, die er 20 Jahre innehatte.

Womit ging er noch in die Geschichte ein?

Den Einbau der Wendeltreppe veranlasste 1863 der Direktor der Herzoglichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaften Gotha Karl Joachim Marquardt. Zeitgleich mit der Leitung aller Sammlungen auf Schloss Friedenstein hatte Marquardt 1662 auch die Direktion der Herzoglichen Bibliothek übernommen, die er 20 Jahre innehatte. Im Hauptamt war Marquardt Gymnasiallehrer für Latein und Griechisch sowie Direktor des Gymnasium Ernestinum. Von ihm stammen zahlreiche Kathederblüten, unabsichtlich komische Äußerungen, die auch veröffentlicht wurden.


Marquardtiana. Geistesblitze im Gewande der Komik. Gotha 1909. Forschungsbibliothek Gotha, Goth 8° 173/1.

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Herzogliche Bibliothek Gotha, Bibliotheksdirektor

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Weiterführende Links

Die Wendeltreppe im ersten Obergeschoss. Gotha 1863

Foto: Forschungsbibliothek Gotha, Sergej Tan.

 

Die Gothaer Wendeltreppe im Gedicht

Philipp Heinrich Welcker verfasste anlässlich des Einbaus einer Wendeltreppe in die Herzogliche Bibliothek im Ostturm von Schloss Friedenstein ein lateinisches Gedicht.

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Vortrag des Gedichts in lateinischer Sprache

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Vortrag des Gedichts in lateinischer Sprache

Ralf Tschentscher, Vortrag des Gedichts in lateinischer Sprache. Gotha 2022

Vortrag des Gedichts in deutscher Sprache

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Vortrag des Gedichts in deutscher Sprache

Kathrin Paasch, Vortrag des Gedichts in deutscher Sprache. Gotha 2022

Ralf Tschentscher, Übersetzung des Gedichts „Ad virum illustrissimum et doctissimum, Marquardtum, qui nostris praeest gymnasiis“ ins Deutsche. Gotha 2021.

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Anlässlich des Einbaus der Wendeltreppe 1863 dichtete der Bibliotheksmitarbeiter und Lehrer am Gothaer Herzoglichen Gymnasium Philipp Heinrich Welcker in lateinischen Versen: Seht, eine neue Treppe hat die Bibliothek, welche sich wie eine Schlange in Kreisen windet. Wie ergötzlich ist es, sich hier hinab zu bewegen zu den unteren Räumen! Wie ergötzlich, von dort leichten Schrittes emporsteigen zu können.


Philipp Heinrich Welcker, Ad virum illustrissimum et doctissimum, Marquardtum, qui nostris praeest gymnasiis. Gotha, 1863, Handschrift. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. B 1900.

Ralf Tschentscher, Ad virum illustrissimum et doctissimum, Marquardtum, qui nostris praeest gymnasiis. Vortrag der lateinischen Fassung. Gotha 2021.

Kathrin Paasch, Ad virum illustrissimum et doctissimum, Marquardtum, qui nostris praeest gymnasiis. Vortrag der deutschen Fassung von Ralf Tschentscher. Gotha 2021.

Herstellung einer feuersicheren Verkleidung der Wendeltreppe im Schlosse Friedenstein von Albin Reinhold. Gotha 1901

Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Hofbaumeister und Bauverwaltung Nr. 63, f. 27.

Rechteinhaber: LATh – StA Gotha
Lizenz: Rechte vorbehalten 

 

Zum Schutz vor Feuer. Die Rapitzwand

1901 sollte die insgesamt 50 Stufen zählende Wendeltreppe im Ostturm des Schlosses Friedenstein eine feuersichere Verkleidung in Form einer fünf Zentimeter starken Rapitzwand erhalten.

Wurde sie je eingebaut?

1901 sollte die insgesamt 50 Stufen zählende Wendeltreppe im Ostturm des Schlosses Friedenstein eine feuersichere Verkleidung in Form einer fünf Zentimeter starken Rapitzwand erhalten. Der Gothaer Hofbauinspektor Albin Reinhold fertigte dazu eine Studie und eine Zeichnung an. Warum die Wand nicht eingebaut wurde, ist nicht bekannt. Der so genannte Rabitz galt als feuersicher und wurde in der Regel für Deckenputz und leichte Zwischenwände genutzt.


Albin Reinhold, Herstellung einer feuersicheren Verkleidung der Wendeltreppe im Schlosse Friedenstein. Ansicht und Grundriss. Gotha 1901. Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Hofbaumeister und Bauverwaltung Nr. 63, f. 27.

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Schloss Friedenstein Gotha, Baugeschichte, Bibliothekssaal

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Hängewerk zur Entlastung der Decke des ersten Obergeschosses, 1911 Zeichnung von Albin Reinhold

Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Hofbauinspektion Nr. 43.

Rechteinhaber: LATh – StA Gotha
Lizenz: Rechte vorbehalten 

 

Ein Hängewerk zur Entlastung 1911

1910 stellte man die ersten Risse an den Säulen und Balken im ersten und zweiten Obergeschoss des Ostturms fest und führte die Schäden auf eine Überlastung der Decken durch die Buchaufstellung zurück.

Wie funktionierte es?

1910 stellte man die ersten Risse an den Säulen und Balken im ersten und zweiten Obergeschoss des Ostturms fest und führte die Schäden auf eine Überlastung der Decken durch die Buchaufstellung zurück. Hofbauinspektor und Architekt Albin Reinhold drängte im Februar des darauffolgenden Jahres auf eine Entlastung des Büchermagazins. Statt zusätzlicher Stützen im Bibliothekssaal konnten Träger an schmiedeeisernen Hängewerken im Dachwerk angebracht werden. Dabei wurden in das Dachgeschoss des Ostturms drei Hängewerke aus Flach- und Winkeleisen eingebaut, welche die Decke über dem ersten Obergeschoss und die dazwischen liegende Decke über dem zweiten Obergeschoss mit Hilfe von vier angehangenen Doppel-T-Trägern entlastete. Anfertigung und Einbau der Hängewerke erfolgte durch die Gothaer Schlosserei von August Blödner.


Hängewerk zur Entlastung der Decke des ersten Obergeschosses, Schnitt von West nach Ost. Zeichnung von Albin Reinhold. 1911. Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Hofbauinspektion Nr. 43.

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Schloss Friedenstein Gotha, Baugeschichte, Bibliothekssaal

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Die Einbauten zur Notsicherung im Kellergeschoss des Ostturms von Schloss Friedenstein

Digitalfotografie

Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Bildarchiv. Foto: Lutz Ebhardt

 

Notbremse vor der Überlastung. Sicherungen am Ostturm

2020 hatten die von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Voruntersuchungen für die Sanierung des Ostturms von Schloss Friedenstein beauftragten Statiker den langsam fortschreitenden Verfall der Pfeiler des Kellergewölbes festgestellt.

Gefahr im Verzug

2020 hatten die von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit Voruntersuchungen für die Sanierung des Ostturms von Schloss Friedenstein beauftragten Statiker den langsam fortschreitenden Verfall der Pfeiler des Kellergewölbes festgestellt. Die Ursachen lagen auch in der Bücherlast. Die Statiker schlossen ein Versagen der Konstruktion nicht aus. Daher wurde der Turm gesperrt und notgesichert. Für die Notsicherung erhielten die Pfeiler Umgurtungen aus Stahlträgern. Außerdem mussten Gewölbebögen abgestützt werden. Vor dieser Sicherung wurde für den Arbeitsschutz ein Stützverbau eingeschoben.


Lutz Ebhardt, Die Einbauten zur Notsicherung im Kellergeschoss des Ostturms von Schloss Friedenstein. Digitalfotografien. Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Bildarchiv.

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Schloss Friedenstein Gotha, Baugeschichte, Sanierung

Relevante und verbundene Personen

Entwurf des Bibliotheksneubaus im Rosengarten von Felix Balling

Foto: Forschungsbibliothek Gotha, Sergej Tan

 

Neues Büchermagazin für die Forschungsbibliothek Schloss Friedenstein. Eine architektonische Recherche

Aufgrund der statischen Überlastung des Ostturms musste 2022 ein Teil der dort aufgestellten Bücher der Forschungsbibliothek Gotha dauerhaft ausgezogen werden. Die Bibliothek benötigt einen Ergänzungsbau.

Studentische Anregungen und Visionen für einen Neubau erkunden

Aufgrund der statischen Überlastung des Ostturms musste 2022 ein Teil der dort aufgestellten Bücher der Forschungsbibliothek Gotha dauerhaft ausgezogen werden. Die Bibliothek benötigt einen Ergänzungsbau. Ein studentisches Entwurfsprojekt an der Bauhaus-Universität Weimar unter Leitung von Prof. Dipl.-Ing. Jörg Springer aus dem Wintersemester 2021/2022 liefert Anregungen für die notwendige bauliche Weiterentwicklung der Bibliothek: Wie kann der Ergänzungsbau, der die nicht mehr im Ostturm unterzubringenden historischen Bücher aufnehmen soll, das Schlossareal und den städtischen Raum architektonisch bereichern und die Bibliothek in ihrer besonderen Bedeutung stärker sichtbar und erfahrbar machen?


Entwürfe des Bibliotheksneubaus im Rosengarten: Felix Balling, Leonard Weber; Entwurf des Bibliotheksneubaus an der Wasserkunst: Marie-Alix von Knebel Doeberitz

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Schloss Friedenstein Gotha, Baugeschichte, Neubau

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8. Verlieren