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5. Ordnen. Entleihen. Forschen

Seit der Gründung der Bibliothek sind das Ordnen, Verzeichnen und Entleihen von Büchern sowie das Erforschen des eigenen Bestandes bibliothekarische Praktiken. Das Ordnen der Bücher ist Bedingung für ihre Präsentation. Das Verzeichnen in Katalogen folgte den in der jeweiligen Zeit geltenden Wissenschaften und Wissenschaftssystemen. Es diente vor allem der herzoglichen Besitzdokumentation, aber auch dem Auffinden der Bände. Das Entleihen war von Beginn an für Bedienstete am Gothaer Hof und Menschen „ehrbaren Standes“ aus dem Herzogtum möglich. Auswärtige Gelehrte, ob sie berühmt oder weniger bekannt waren, konnten sich nach persönlicher Genehmigung des Herzogs wertvolle Handschriften leihweise nach Hause schicken lassen. Diese Praxis wurde im 20. Jahrhundert abgeschafft und ein Sonderlesesaal für Handschriften eingerichtet. Heute kommen Studierende und Forschende aus aller Welt nach Gotha, um mit den Originalen zu arbeiten und sich auszutauschen.

Die Einleitung zum Anhören

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Thomasin von Zerklaeres Der Welsche Gast, 1340

Pergament

Forschungsbibliothek Gotha, Memb. I 120, f. 8v. Public Domain Mark 1.0.

 

Lessing entleiht Gothaer Handschriften

Wertvolle Handschriften wurden bis ins 20. Jahrhundert nach Hause ausgeliehen.

Welche einzigartige Handschrift entlieh er?

Wertvolle Handschriften wurden bis ins 20. Jahrhundert nach Hause ausgeliehen. Der Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing machte im 18. Jahrhundert davon Gebrauch. Sein Wolfenbütteler Dienstherr Herzog Karl I. von Braunschweig-Lüneburg unterstützte den Ausleihwunsch an den Gothaer Herzog Ernst II. mit einem Bittschreiben. Lessing konnte mehrere Monate drei mittelalterliche Handschriften in Wolfenbüttel studieren. Eine davon ist der „Welsche Gast“ des Thomasin von Zerklaere, eine Verhaltenslehre für Adlige aus dem 14. Jahrhundert. Die Handschrift enthält 120 Miniaturen, die kunstvoll in den Text integriert wurden.


Thomasin von Zerklaere, Der Welsche Gast. Ostfränkisches Sprachgebiet oder ostfränkisch-nordostschwäbisches Übergangsgebiet, 1340, Pergament. Forschungsbibliothek Gotha, Memb. I 120, f. 8v.

Schlagworte

Ausleihe, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Verhaltenslehre

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Weiterführende Links

Buch der Lieder von Abū l-Faraǧ al-Iṣfahānī, Damaskus (?), 1735 (1148 AH).

Forschungsbibliothek Gotha, Ms. orient. A 2126, f. 1v. Public Domain Mark 1.0.

 

Hammer-Purgstall arbeitet mit Gothaer orientalischen Handschriften

Das „Kitāb al-Aġānī“ oder „Buch der Lieder“ war im 19. Jahrhundert sehr populär.

Wie kam es dazu?

Das „Kitāb al-Aġānī“ oder „Buch der Lieder“ war im 19. Jahrhundert sehr populär. Der Wiener Orientalist Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall versuchte seit 1808, in den Besitz eines handschriftlichen Exemplars zu kommen. Da ihm dies nicht gelang, bat er um die Ausleihe der in Gotha vorhandenen Handschrift. Ulrich Jasper Seetzen hatte diese in Damaskus für die Herzogliche Bibliothek erworben. Da Hammer-Purgstall sich zuvor erfolgreich um die Wiederbeschaffung einer auf dem Weg aus dem Nahen Osten nach Gotha abhanden gekommenen Handschriftenlieferung bemüht hatte, entlieh man das Buch an den Gelehrten.


Abū l-Faraǧ al-Iṣfahānī, Kitāb al-Aġānī (Buch der Lieder). Gekürzte Fassung, vermutlich nach Ǧamāl ad-Dīn Muḥammad ibn al-Mukarram al-Anṣārī, Damaskus (?), 1735 (1148 AH). Forschungsbibliothek Gotha, Ms. orient. A 2126, f. 1v.

Schlagworte

Herzogliche Bibliothek Gotha, Orientalische Handschriften

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Leopold von Rankes Liste von ausgewählten Handschriften in der Herzoglichen Bibliothek Gotha, Herbst 1839

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachlass Leopold von Ranke, ohne Signatur, f. 1r.

Rechteinhaber: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Lizenz: Rechte vorbehalten 

 

Leopold von Ranke recherchiert in der Gothaer Bibliothek

Leopold von Ranke, einer der Gründerväter der modernen Geschichtswissenschaft, suchte im 19. Jahrhundert Material für seine bahnbrechenden Werke.

Und gewann neue Erkenntnisse?

Leopold von Ranke, einer der Gründerväter der modernen Geschichtswissenschaft, suchte im 19. Jahrhundert Material für seine bahnbrechenden Werke. 1839 recherchierte er in der Gothaer Bibliothek und erstellte für seinen Gebrauch eine Liste von Handschriften zur Kirchengeschichte. Auch ließ er Abschriften der Gothaer Handschriften fertigen. Im quellenkritischen Vergleich kam Ranke zu neuen Ergebnissen, die er 1842 in seiner „Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation“ veröffentlichte. Die Handschriftenliste liegt heute in der Staatsbibliothek zu Berlin.


Leopold von Ranke, Liste von ausgewählten Handschriften in der Herzoglichen Bibliothek Gotha. Gotha, Herbst 1839. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachlass Leopold von Ranke, ohne Signatur, f. 1r.

Schlagworte

Reformationsforschung, Kirchengeschichte, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

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Seite 572 des Bandkatalogs der medizinischen, philosophischen Schriften in Folio von 1715–1857

Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 2308 (7). Public Domain Mark 1.0.

 

Bibliothekarischer Alltag. Kataloge

Die Verzeichnung von Büchern in Katalogen ist bibliothekarischer Alltag.

Wie arbeiteten die Bibliothekare an den Katalogen?

Die Verzeichnung von Büchern in Katalogen ist bibliothekarischer Alltag. Noch bis ins 20. Jahrhundert legten die Gothaer Bibliotheksmitarbeitenden leere Buchbände an, in denen die Angaben zu den Büchern in der Reihenfolge ihrer Aufstellung im Regal handschriftlich erfasst wurden. Veränderte sich die Aufstellung im Regal, mussten die Angaben zu den Büchern in den so genannten „Bandkatalogen“ gestrichen oder hinzugefügt werden. So sind in einem Bandkatalog der medizinischen und philosophischen Schriften, der 1715 begonnen und 1857 beendet wurde, die Einträge zahlreicher Gothaer Bibliothekare zu sehen.


Bandkatalog der medizinischen, philosophischen Schriften in Folio, 1715–1857. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 2308 (7).

Schlagworte

Kataloge, Bibliothekar

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6. Unterwegs