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4. Sammeln

Das Sammeln von Literatur ist bis heute eine zentrale Aktivität der Gothaer Bibliothek. Zu ihren eine Million Objekten gehören mehr als 700.000 gedruckte Werke, 11.500 Handschriften aus Europa und dem Nahen Osten und die Sammlung Perthes mit 185.000 Landkarten. Die Bibliothek bewahrt außerdem Zeitschriften, Nachlässe, Kupferplatten, Globen, eine Sammlung von Auswandererbriefen, Artefakte, ein Facharchiv, Mikroformen, E-Books und elektronische Medien sowie mehr als anderthalb Millionen Digitalisate ihrer seltenen historischen Bücher. Die herausragende Sammlung gründet vor allem auf der Sammelleidenschaft des Herzoghauses Sachsen-Gotha-Altenburg (1640–1825). Die über die Jahrhunderte gewachsene Bibliothek ist inhaltlich, zeitlich und geographisch breit angelegt. Den Kern ihrer frühneuzeitlichen Sammlungen bilden Originale zur Geschichte und Rezeption der europäischen Reformation. Neben internationalen Spitzenstücken sammelt die Bibliothek Literatur aus und über Gotha.

Die Einleitung zum Anhören

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Spalatins Chronik der Thüringer. o.O. [um 1585]

Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 191, f. 341v. Public Domain Mark 1.0.

 

Büchersammlungen unterwegs im mitteldeutschen Raum

Bücher kamen durch ernestinische Erbteilungen in die Bibliothek. 

Wie kam die „Chronik der Thüringer“ nach Gotha?

Bücher kamen durch ernestinische Erbteilungen in die Bibliothek. Nachdem bei der Gründung des Herzogtums Sachsen-Altenburg 1603 Bücher aus Weimar nach Altenburg gelangt waren, kamen diese nach dem Erlöschen der Altenburger Linie 1672 nach Gotha. Denn die Gemahlin des Gothaer Herzogs Ernst I. war eine Altenburger Prinzessin. Dazu gehörte die reich illustrierte „Chronik der Sachsen und Thüringer“ von Georg Spalatin. Sie entstand um 1585 und erzählt die Geschichte des Hauses Wettin. Die Zeichnung zeigt Büßende, die sich während der Ausbreitung der als Zorn Gottes gedeuteten Pest im 14. Jahrhundert öffentlich geißelten.


Georg Spalatin, Chronik der Thüringer. o.O. [um 1585], Kopie. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 191, f. 341v.

Schlagworte

Büchersammlung, Erbteilung, Wettiner

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Novum Testamentum vom St. Leodegariuskloster in Murbach, 9./10. Jahrhundert

Pergament

Forschungsbibliothek Gotha, Memb. I 20, f. 216v. Public Domain Mark 1.0.

 

Verschleierte Herkunft. Die Tilgungen des Bücherjägers Maugérard

Der französische Benediktinermönch Jean-Baptiste Maugérard war vor der französischen Revolution geflohen und hielt sich von 1792 bis 1802 im Erfurter Peterskloster auf.

Mit welchen Mitteln?

Der französische Benediktinermönch Jean-Baptiste Maugérard war vor der französischen Revolution geflohen und hielt sich von 1792 bis 1802 im Erfurter Peterskloster auf. Von dort verkaufte er dem Gothaer Herzog Ernst II. 50 kostbare Handschriften, die aus bedeutenden Bibliotheken stammten. Maugérard verschleierte dabei häufig die Bibliotheksheimat. So radierte er in dieser Handschrift Teile des Besitzvermerks von Abt Bartholomeus aus, insbesondere den lateinischen Ortsnamen von Kloster Murbach. Der bläuliche Schleier stammt von einem späteren Versuch, den Eintrag wieder sichtbar zu machen.


Novum Testamentum. Murbach, St. Leodegariuskloster, 9./10. Jahrhundert. Pergament. Forschungsbibliothek Gotha, Memb. I 20, f. 216v.

Schlagworte

Französische Revolution, Besitzvermerke, Provenienzgeschichte

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Der Prager Sendbrief von Thomas Müntzer, [November] 1521

Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 379a. Public Domain Mark 1.0.

 

Reformation sammeln. Gotha wird zur Hochburg reformatorischer Historiographie

Nach 1700 wuchs die reformationsgeschichtliche Sammlung schnell an.

Was gehörte zur Sammlung?

Nach 1700 wuchs die reformationsgeschichtliche Sammlung schnell an. Direktor Ernst Salomon Cyprian erwarb symbolträchtige Objekte und machte die Bibliothek zu einem Gedächtnisort der Reformation. Anlässlich des 200. Reformationsjubiläums 1717 stellte er Autographen prominenter Akteure zusammen. Dazu zählt der lateinische Sendbrief, den der Theologe und Anführer des „Bauernkriegs“ Thomas Müntzer 1521 in Prag verfasst hatte. Müntzer legt darin seine Theologie und sein apokalyptisches Zeitverständnis dar. Auch wenn er den Sendbrief in Plakatgröße schrieb, wurde er nicht ausgehängt. Da er auch nicht gedruckt wurde, konnte er nicht öffentlich wirken.


Thomas Müntzer, Sendbrief. Prag [November] 1521, Papier. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 379a.

Schlagworte

Reformation, Reformationsforschung, Reformationsjubiläum

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Die Totenmaske von Fritz Koch-Gotha. Gipsabdruck, 1956

von Wilhelm Löber

Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 2144.

Rechteinhaber: Forschungsbibliothek Gotha
Lizenz: Rechte vorbehalten 

 

Klarheit und Stille. Die Totenmaske von Fritz Koch-Gotha

Der in Gotha aufgewachsene Zeichner Fritz Koch-Gotha ist für den 1924 erschienenen Bestseller „Die Häschenschule“ bekannt.

Begegnungen

Der in Gotha aufgewachsene Zeichner Fritz Koch-Gotha ist für den 1924 erschienenen Bestseller „Die Häschenschule“ bekannt. Er war ein vielbeschäftigter Illustrator und zeichnete lebensfrohe Charaktere. Nach seinem Tod übergab seine Frau Dora Koch-Stetter einige seiner Arbeiten und Dokumente an die Gothaer Bibliothek. Zum übergebenen Nachlass zählt auch die Totenmaske des Künstlers, die unmittelbar nach dessen Tod 1956 von dem Althagener Bildhauer Wilhelm Löber abgenommen worden war. Die Totenmaske ermöglicht in ihrer lebensgetreuen Abformung intensive Begegnungen mit dem Toten. Der Gothaer Maler Franz Vetter zeigte sich 1957 von ihr tief ergriffen: So viel Klarheit, Stille, Größe und Erfüllung strahlt etwas Unnennbares aus, eben ein Griffiges, wie es wohl überhaupt nur das Antlitz eines durch die Kunst geläuterten großen Menschen und Künstlers spiegeln kann. Der Tod hat die innere, die letzte Verwandlung dieses Menschenwesens in seinem letzten Antlitz offenbar werden lassen.


Wilhelm Löber, Totenmaske von Fritz Koch-Gotha. Gipsabdruck, 1956. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 2144, mit freundlicher Genehmigung von Renate und Friedemann Löber.

Schlagworte

Totenmaske, Herzogliche Bibliothek Gotha, Nachlass

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Historische Kartensystematik, eine Reinschrift um 1920 mit ergänzenden Notizen bis um 1940

Forschungsbibliothek Gotha, SPA ohne Signatur. Public Domain Mark 1.0.

 

Karten ordnen

Der Perthes Verlag sammelte seit dem frühen 19. Jahrhundert Karten, die eigene Produktion und Karten von Fremdverlagen.

Wie gelang es, die Kartenmassen zu bewältigen?

Der Perthes Verlag sammelte seit dem frühen 19. Jahrhundert Karten, die eigene Produktion und Karten von Fremdverlagen. Adolf Stieler und August Petermann sammelten zudem privat. Man sammelte, um wissenschaftlich auf der Höhe, um effizient und kommerziell erfolgreich zu sein. Es bedurfte deshalb Ordnungssysteme, um den wachsenden Kartenmassen Herr zu werden. Das schmale Buch ist das Herz der Kartensammlung. Angelegt vor 1900, dann immer wieder angepasst und ergänzt bis in die 1940er Jahre, ist es bis heute die Arbeitsgrundlage der Sammlung Perthes – um zu verstehen, wie die Sammlung entstand.


Historische Kartensystematik/Findbuch, Reinschrift um 1920, mit ergänzenden Notizen bis um 1940. Forschungsbibliothek Gotha, SPA ohne Signatur.

Schlagworte

Verlag Justus Perthes Gotha, Kartensammlung, Sammlung Perthes Gotha, Systematik

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Port of Algier von Jean-Pierre H. A. Lieussou. London, 1846 aktualisiert am 25.6.1857

Forschungsbibliothek Gotha, SPK 40 11.c B 02 Seekarten. Public Domain Mark 1.0.

 

Gotha liegt am Meer

Die Sammlung Perthes Gotha hält eine der bundesweit umfangreichsten Bestände historischer Seekarten.

Wetter und Gezeiten

Die Sammlung Perthes Gotha hält eine der bundesweit umfangreichsten Bestände historischer Seekarten. Seekarten waren eine zentrale Grundlage der Karten des Perthes Verlages, weil sie den permanenten Wandel der Küsten durch Wetter und Gezeiten erfassen. Die Ursprünge der Sammlung gehen auf August Petermann zurück, seine Paraphe ist rechts unten am Rand dieser Karte des Hafens von Algier zu erkennen. Nach Gotha gelangt, bewegte sich die Karte durch die zeitgemäßen Ordnungen und Bedürfnisse des Kartengebrauchs. Sie war Teil der Kartensammlung, zu DDR-Zeiten einer speziell eingerichteten Seekartensammlung, fand nach 2003 in ihre alte Ordnung zurück und ist inzwischen digitalisiert.


Jean-Pierre H. A. Lieussou, Port of Algier. Admiralty Chart Mediterranean Sea, Blatt 2555. London, 1846, aktualisiert 25.6.1857. Forschungsbibliothek Gotha, SPK 40 11.c B 02 Seekarten.

Schlagworte

Verlag Justus Perthes Gotha, Sammlung Perthes Gotha, Seekarten

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Henry Swainson Cowpers Through Turkish Arabia.

A journey from the Mediterranean to Bombay by the Euphrates and Tigris valleys and the Persian Gulf. London 1894

Forschungsbibliothek Gotha, SPB 8° 3030.00179. Public Domain Mark 1.0.

 

Oppenheims Fernleihe

Im Oktober 1894 erbat sich der Orientkenner und Archäologe Max von Oppenheim dieses Buch aus dem Bestand der Bibliothek des Verlagshauses Justus Perthes als Fernleihe.

Von Gotha nach Kairo und zurück

Im Oktober 1894 erbat sich der Orientkenner und Archäologe Max von Oppenheim dieses Buch aus dem Bestand der Bibliothek des Verlagshauses Justus Perthes als Fernleihe. Über die Jahre hinweg scheint der Band zeitweise Bestandteil Oppenheims eigener Büchersammlung geworden zu sein. Mit der Büchersammlung ist es bis nach Kairo gelangt, und fand von dort wieder zu Perthes zurück, wie die Besitzstempel auf dem Titelblatt und der Rückseite des Titelblatts zeigen.


Henry Swainson Cowper, Through Turkish Arabia. A journey from the Mediterranean to Bombay by the Euphrates and Tigris valleys and the Persian Gulf. London 1894. Forschungsbibliothek Gotha, SPB 8° 3030.00179.

Schlagworte

Verlag Justus Perthes Gotha, Sammlung Perthes Gotha, Büchersammlung, Ausleihe, Provenienzgeschichte

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Brief Max von Oppenheim an die Schriftleitung Petermanns Geographische Mitteilungen. Berlin, 11. Juni 1899.

Forschungsbibliothek Gotha, SPA ARCH PGM 417, f. 50r–51r. Public Domain Mark 1.0.

 

Oppenheims Fernleihe

Erst 1899 bemerkt Oppenheim den Irrtum und entschuldigt sich beim Verlag

Einige Irrtümer

Erst 1899 bemerkt Oppenheim den Irrtum und entschuldigt sich beim Verlag:

Beifolgend gestatte ich mir Ihnen Ihr Buch […] zurückzusenden, indem ich Sie vielmals um Entschuldigung bitte, daß irrtümlicherweise dasselbe so lange von mir zurückgehalten wurde. Abgesehen davon ist bei meiner Übersiedlung hierher durch einen weiteren Irrtum mein eigener Stempel in das Buch gedrückt worden und bitte ich Sie auch dies verzeihen zu wollen.


Brief Max von Oppenheim an die Schriftleitung Petermanns Geographische Mitteilungen. Berlin, 11. Juni 1899. Forschungsbibliothek Gotha, SPA ARCH PGM 417, f. 50r–51r.

Schlagworte

Verlag Justus Perthes Gotha, Sammlung Perthes Gotha, Büchersammlung, Ausleihe

Relevante und verbundene Personen

Eskimaux and English vocabulary, for the use of the Arctic expeditions. London 1850

Gotha Research Library, SPB 8° 1270.00012, S. 100–101, Public Domain Mark 1.0.

 

Ein Buch für den hohen Norden

Das kleine Eskimaux – Englisch Wörterbuch stammt ursprünglich aus der Bordbibliothek der Zweiten Deutschen Nordpolexpedition, die 1869/70 unbekannte Küstenregionen Ostgrönland kartierte und dabei bis 77° nördlicher Breite vorstieß.

Welches Buch reiste am weitesten?

Das kleine Eskimaux – Englisch Wörterbuch stammt ursprünglich aus der Bordbibliothek der Zweiten Deutschen Nordpolexpedition, die 1869/70 unbekannte Küstenregionen Ostgrönland kartierte und dabei bis 77° nördlicher Breite vorstieß. Nach der Rückkehr der Expedition gelangte das Buch in den Besitz des Justus Perthes Verlages und ist heute das wohl am nördlichsten gereiste Buch der Forschungsbibliothek.


Eskimaux and English vocabulary, for the use of the Arctic expeditions. Published by order of the Lords Commissioners of the Admiralty. London 1850. Forschungsbibliothek Gotha, SPB 8° 1270.00012, S. 100–101.

Schlagworte

Verlag Justus Perthes Gotha, Sammlung Perthes Gotha, Nordpolexpedition, Schiffsbibliothek, Wörterbuch

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Übersicht der Verlags-Auslieferungen des Verlags Justus Perthes Gotha, 1854–1869

Forschungsbibliothek Gotha, SPA ARCH FFA Auslieferungsbuch 1854–1869, f. 1v–2r. Public Domain Mark 1.0.

 

Das Buch der Zahlen

Das Auslieferungsbuch für die Jahre 1854 bis 1869 bildet eine der produktivsten Phasen des Justus Perthes Verlages ab und zeigt nicht nur die Reichhaltigkeit der Produktpalette, sondern registriert überdies den ökonomischen Ertrag des Verlages in nüchternen Zahlen.

Auf den Markt und in Bewegung

Das Auslieferungsbuch für die Jahre 1854 bis 1869 bildet eine der produktivsten Phasen des Justus Perthes Verlages ab und zeigt nicht nur die Reichhaltigkeit der Produktpalette, sondern registriert überdies den ökonomischen Ertrag des Verlages in nüchternen Zahlen. Es ist ein anschauliches Beispiel, wie Bücher auf den Markt und in Bewegung gebracht wurden.


Übersicht der Verlags-Auslieferungen des Verlags Justus Perthes Gotha, 1854–1869. Forschungsbibliothek Gotha, SPA ARCH FFA Auslieferungsbuch 1854–1869, f. 1v–2r.

Schlagworte

Verlag Justus Perthes Gotha, Sammlung Perthes Gotha, Auslieferungsbuch

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5. Ordnen. Entleihen. Forschen