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Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha gründete die Herzogliche Bibliothek 1647, zeitgleich mit der Entstehung des Gothaer Herzogtums. Als Gründungsdatum gilt der Auftrag Ernsts I. an den Gelehrten und ersten Leiter der Herzoglichen Bibliothek Andreas Rudolff, eine Büchersammlung aus Schweinfurt anzukaufen. Die Bibliothek wurde im Westturm des Schlosses Friedenstein aufgestellt. Sie zog am Ende des 17. Jahrhunderts in den nach einem Brand wiedererrichteten und mit einer barocken „runden“ Haube versehenen Ostturm des Schlosses um. Hier ist sie auch heute aufgestellt. Der Gelehrte und herzogliche Berater Veit Ludwig von Seckendorff schuf ihren ersten erhaltenen Katalog. Die von ihm initiierte Bücheraufstellung folgte den zeitgenössischen Vorstellungen von der Ordnung des Wissens. Die Bibliothek war universal ausgerichtet und sollte alle Wissensgebiete der Zeit beinhalten.
Die Einleitung zum Anhören
Das Gründungsdokument der Bibliothek
Das Gründungsdokument der Bibliothek
Am 8. August 1647 beauftragte Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha seinen Kammerdiener Andreas Rudolff schriftlich, 2.500 Drucke einer privaten Büchersammlung aus Schweinfurt abzuholen. Der hier zu sehende Auftrag gilt als Gründungsdokument der Gothaer Herzoglichen Bibliothek. Die reichhaltige, breitgefächerte Sammlung hatte zuvor dem Juristen Anton Rüffer gehört. Der von Rudolff organisierte Transport der Bücher auf acht Karren und vier Wagen über den Thüringer Wald war aufwändig und beschwerlich.
Herzog Ernst I., Instruktion für Andreas Rudolff. Gotha, 8. August 1647. Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Geheimes Archiv, Immediat Cammersachen Cap. VIII, Tit. VII, No 1, f. 13r.
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Bibliotheksgründung, Büchersammlung, Büchertransport, Herzogliche Bibliothek GothaRelevante und verbundene Orte
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Der erste Bibliothekar
Der erste Bibliothekar
Der Ingenieur Andreas Rudolff war der erste Gothaer Bibliothekar. Er hatte in Leiden studiert und kehrte über Frankreich in seine Heimat Magdeburg zurück. Hier wurde er im Dreißigjährigen Krieg von den katholischen kaiserlichen Truppen gefangengenommen, floh und begleitete den protestantischen Weimarer Herzog Wilhelm IV. auf dessen Feldzügen. Die Ernennung zum Kammerdiener von Wilhelms IV. Bruder, Herzog Ernst, beendete Rudolffs bis dahin bewegtes Leben: Er betreute nun Ernsts Handbibliothek, wechselte mit ihm 1640 nach Gotha und wirkte nun als Leiter der Herzoglichen Bibliothek und Baumeister.
Herzog Ernst von Sachsen-Weimar, Bestallungsdokument für Andreas Rudolff. Weimar, 23. September 1636. Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, Dienersachen B 25976, f. 4r–8r, hier f. 6r.
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Dreißigjähriger Krieg, Bibliothekar, Herzogliche Bibliothek GothaRelevante und verbundene Orte
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Der erste Kauf 1647. Die Bibliothek von Anton Rüffer
Der erste Kauf 1647. Die Bibliothek von Anton Rüffer
Herzog Ernst I. ließ ab 1647 die Sammlung des protestantischen Schweinfurter Juristen Anton Rüffer kaufen. Unter den 5.000 Drucken und Handschriften gab es viele theologische Werke, die für Ernst I. besonders interessant waren. Rüffer kennzeichnete seine Bücher nicht mit seinem Namen. Sie lassen sich nur durch Nummern auf den Buchrücken und über das Nachlassinventar ermitteln.
Andreas Flamm, Des Fegfeuers Valete und letzter Quadrant. Nürnberg 1591. Forschungsbibliothek Gotha, Theol. 8° 00469/08 (02).
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Bucherwerb, Büchersammlung, InventarRelevante und verbundene Orte
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Das erste Bibliotheksverzeichnis
Das erste Bibliotheksverzeichnis
Das erste erhaltene Verzeichnis schrieb 1657 der Gothaer Gelehrte Veit Ludwig von Seckendorff. Die langen, mehrfach gefalteten Blätter geben die Aufstellung im Westturm des Schlosses Friedenstein wieder. Die Bücher waren in raumhohen, dreifach vertikal unterteilten Regalen untergebracht. Daher war jedes Blatt in 3 x 15 Felder geteilt. Am Rand vermerkte Seckendorff den Inhalt der Regale. Auch leere Regale und solche, die noch ungebundene Bücher enthielten, wurden eingetragen. Wenngleich keine Abbildung der Bibliothek überliefert ist, erhalten wir so einen genauen Einblick in die Bücheranordnung.
Veit Ludwig von Seckendorff, Tabell über die Bibliothec. o.O. [1657], Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha, Bestand 2-13-0034 Kammer Immediate, Archivsignatur 1373, f. 1.
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Bibliotheksverzeichnis, BücherordnungRelevante und verbundene Orte
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Doppelte Kriegsbeute. Münzzeichnungen von Strada
Doppelte Kriegsbeute. Münzzeichnungen von Strada
Die vergrößerte Zeichnung einer Münze ist Teil des prächtigen Münzwerks von Jacopo Strada aus dem 16. Jahrhundert, das in der Münchner Kunstkammer aufbewahrt wurde. Im Dreißigjährigen Krieg raubte Herzog Wilhelm IV. die Bände aus der Kunstkammer und ließ sie nach Weimar bringen. Nach seinem Tod verlieh sie sein Sohn bis 1671 nach Gotha an Herzog Ernst I., den Bruder Wilhelms. Nach Wiederherstellung der Kunstkammer befürchtete man in Weimar und Gotha Rückführungsansprüche, so dass Ernst I. die Bände seinem Neffen abkaufte. 1946 wurde der „Strada“ als Kriegsbeute des Zweiten Weltkriegs in die Sowjetunion gebracht und kam 1956 zurück.
Jacopo Strada, Magnum ac novum opus. o.O., zwischen 1550-1571, Papier. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 2175 (5), f. 2r.
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Kriegsbeute, Münzzeichnung, Numismatik, Kunstkammer, Zweiter WeltkriegRelevante und verbundene Orte
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Die Herzogliche Bibliothek im Westturm von Schloss Friedenstein, 1648–1697
Die Herzogliche Bibliothek im Westturm von Schloss Friedenstein, 1648–1697
1648 ließ Herzog Ernst I. die angekaufte Rüffersche Büchersammlung mit seiner Handbibliothek zur Herzoglichen Bibliothek Gotha vereinigen und in einem Saal im dritten Obergeschoss des Westturms von Schloss Friedenstein aufstellen.
Andreas Rudolff, Plan des dritten Obergeschosses des Westturms mit der Herzoglichen Bibliothek. Gotha 1667. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 989a, Karte 5.
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Büchersammlung, Bildprogramm, Protestantismus, Herzogliche Bibliothek GothaRelevante und verbundene Orte
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Der Bibliotheksgründer
Der Bibliotheksgründer
Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha (1601–1675), Gründer des Herzogtums Sachsen-Gotha-(Altenburg) und Gründer der Herzoglichen Bibliothek.
Kupferstich von Joachim von Sandrart, 1677. Aus: Wolverdiente Ehren-Seule, Dem weyland Durchläuchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ernst Hertzogen zu Sachsen … Aufgerichtet zum Friedenstein. Gotha 1678. Forschungsbibliothek Gotha, Goth 2° 145/7 (1).