Hinweis: Um die korrekte Darstellung der Seite zu erhalten, müssen Sie beim Drucken die Hintergrundgrafiken erlauben.

Globalisierung vom Wasser aus

Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert vervielfältigte sich die Kartographie der Meere. Neben Seekarten traten umfangreiche Kartenwerke, die die Ergebnisse der aufstrebenden Meereswissenschaften kartographisch fassten. Demgegenüber versprachen Verkehrs- und Wirtschaftskarten Orientierung für Kaufleute, während Kriegskarten ferngelegene Kampfplätze verorteten und erste touristische Karten die Schiffsreisen über die Weltmeere als neues Freizeitvergnügen anpriesen oder für den aufstrebenden Wassersport warben. Die Meere werden in all diesen Karten in ihrem Facettenreichtum vor Augen geführt, die globale Welt in ihrer Vielfalt vorstellbar und handhabbar gemacht – durch maßstäbliche Verkleinerung, bestückt mit Farben und Symbolen, die zum genaueren Hinschauen und zur Lektüre, wenn nicht sogar zu einer veritablen Fingerreise einladen.

Podcast-Serie zur Ausstellung KARTEN. WISSEN. MEER.

Die Ausstellung KARTEN. WISSEN. MEER. verschränkt zwei parallele Geschichten miteinander. Der eine Erzählstrang handelt von der voranschreitenden Globalisierung im 19. Jahrhundert, der zweite von der Entwicklung der Kartographie und insbesondere der Kartographie der Meere im selben Zeitraum.

In einer fünfteiligen podcast-Serie vertiefen einige der Ausstellungsmacher im Gespräch mit dem Journalisten und Autor Christian Blees Aspekte der Ausstellung und fokussieren mit „Hafen“, „Kontor“, „Lehnstuhl“, „Schiff“ und „Schreibtisch“ auf zentrale Orte und Räume dieser Parallelgeschichte von Globalisierung und Kartographie.

 

Podcast-Folge 1 Hafen

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 2 Schreibtisch

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 3 Kontor

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 4 Lehnstuhl

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 5 Schiff

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 1 Hafen

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 2 Schreibtisch

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 3 Kontor

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 4 Lehnstuhl

00:00 / 00:00

Podcast-Folge 5 Schiff

00:00 / 00:00

Carte de l’Hemisphère Austral (Paris, ca. 1780)

Als wahrscheinlich erster Europäer überquerte der Brite James Cook (1728–1779) auf der Bark H.M.S. Resolution den südlichen Polarkreis bei 66,33° und umrundete 1772 bis 1775 die Antarktis.
 

Mehr erfahren

Als wahrscheinlich erster Europäer überquerte der Brite James Cook (1728–1779) auf der Bark H.M.S. Resolution den südlichen Polarkreis bei 66,33° und umrundete 1772 bis 1775 die Antarktis. Die Vermutung, es gäbe einen großen südlichen Kontinent, die »Terra Australis Incognita«, war danach widerlegt. Das Kartenblatt zeigt prominent die Segelstrecke Cooks, daneben auch die Reiserouten früherer namhafter Seefahrer. Es war in die französische Ausgabe von Cooks Reisebericht »A Voyage Towards the South Pole and Round the World« (1777) eingebunden.

Maße: 585x593mm


DSM | Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven, Signatur: I 2 VI 53

Frederic Theis. »Von Küstenkarten und Schiffen im Eis«, in: Schilling, Ruth/Struck, Wolfgang/Theis, Frederic/Tüchert, Florian, »Karten – Reisen. Von Meereswissen und Welterfahrung«, Wiesbaden 2021, S.70-95.

Relevante und verbundene Personen

Der Grosse Ocean, herkömmlicher, aber unberechtigter Weise auch ›Stilles Meer‹ genannt, drängt sich als Schauplatz großartiger, gewaltiger Ereignisse mehr und mehr in den Vordergrund unserer Zeit.

August Petermann, Der Grosse Ozean, Eine Physikalisch-Geographische Skizze. In: Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie 3 (1857)

Der Grosse Ocean (Gotha 1857)

Im Lauf des 19. Jahrhunderts nahm das weltweite Interesse am Pazifik zu.

Mehr erfahren

Im Lauf des 19. Jahrhunderts nahm das weltweite Interesse am Pazifik zu. Um die Bedeutung des Ozeans als weltpolitische Arena ermessen zu können, gelte es zunächst, so der Gothaer Kartograph August Petermann (1822–1878), seine physische und geografische Beschaffenheit zu begreifen. Zu diesem Zweck führte Petermann auf dieser Karte in ungewöhnlicher Weise Informationen der physischen Geographie und politisch-ökonomische Entwicklungen zusammen.

Maße: 320×400 mm


Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, SPA 4° 000100

Relevante und verbundene Personen

Planisphère Historique Illustré (Paris 1866)

Diese französische Weltkarte verknüpft die Vergangenheit und Gegenwart (1866) globaler Schifffahrtsverbindungen.
 

Mehr erfahren

Diese französische Weltkarte verknüpft die Vergangenheit und Gegenwart (1866) globaler Schifffahrtsverbindungen. Europa ist Ausgangspunkt mehrerer Dampferlinien nach Nord- und Südamerika, Afrika, Südostasien und in den Pazifikraum. Reisedistanzen zwischen den (Küsten-)Metropolen der Erde sind einesteils an den Linien selbst abzulesen, andernteils in einer Tabelle am unteren Rand. Schaubilder geben Auskunft über die Ausbeute beim Fisch- und Walfang oder bei der Robbenjagd.

Maße: 900x1170mm


Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, SPK 547$111619432

Die Tonga-Tiefe und ihre Umgebung (Berlin 1908)

Mit feiner Farbabstufung zeigt die Karte den Tonga-Graben, eine der tiefsten Region der Weltmeere.
 

Mehr erfahren

Diese Karte mit feiner Farbabstufung zeigt den Tonga-Graben, eine der tiefsten Regionen der Weltmeere. Diagonal von Südwest nach Nordost verläuft eine dünne Linie regelmäßiger Messpunkte. Sie zeichnen den Kurs des amerikanischen Dampfers Sonoma von 1901 nach. Während dieser Schiffsreise nahm Otto Hecker an Bord Schwerkraftmessungen vor, um zu untersuchen, wie die Wassermassen der Ozeane das Schwerefeld der Erde beeinflussen.

Maße: 290x210mm


Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, SPK 547$112325955

Relevante und verbundene Orte

Relevante und verbundene Personen

The State of the Ice in the Arctic Seas (May) (Kopenhagen?, um 1910)

Die Polargebiete galten um 1900 als das letzte große Unbekannte auf der Erdoberfläche und zogen erhebliches Forschungsinteresse auf sich.
 

Mehr erfahren

Die Polargebiete galten um 1900 als das letzte große Unbekannte auf der Erdoberfläche und zogen erhebliches Forschungsinteresse auf sich. Diese Karte entstand wenige Jahre nach der ersten Durchquerung der Nordwestpassage zwischen dem Nordatlantik und dem Nordpazifik. Sie weist sowohl Wissen als auch Ungewissheiten über die Ausdehnung des arktischen Eises im Jahresverlauf aus. Der Tatbestand der Veränderlichkeit von Eismassen gewinnt aus heutiger Perspektive mit Blick auf die gravierenden Folgen der Klimakrise besondere Brisanz.

Maße: 310x240mm


Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, SPK 547$111784964

Afrika. Westküste. Biafra Bucht (Berlin 1910)

Dampfschiffe verbanden die europäischen Staaten mit ihren Kolonien in Afrika.

Mehr erfahren

Dampfschiffe verbanden die europäischen Staaten mit ihren Kolonien in Afrika. Die deutsche Seekarte Nr. 290 zeigt die Bucht von Biafra mit den Küsten der Kolonien Nigeria (britisch), Kamerun (deutsch), Río Muni (spanisch) und Kongo (französisch). Wassertiefen, Strömungen sowie die Positionen und Farben von Leuchtfeuern sind vermerkt. Unter den beiden Nebenkarten links sind Küstenbilder in die Karte eingedruckt. Letztlich erwiesen sich Dampfschiffe als Schlüsseltechnologie der kolonialen Durchdringung Afrikas.

Maße: 944x640mm


Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, SPK 547$111823838

Relevante und verbundene Orte

»Justus Perthes’ erste Karte« (1910)

Die Reproduktion einer Weltkarte, auf der die Reiseroute von Antonio Pigafetta eingezeichnet ist, wurde anlässlich des 125jährigen Bestehens des Perthes Verlag veröffentlicht.

Mehr erfahren

Anlässlich des 125jährigen Bestehens des Perthes Verlags veröffentlichte Paul Langhans 1910 »Die erste von Justus Perthes in Gotha verlegte Karte« in Petermanns Geographischen Mitteilungen. Es handelte sich um die Reproduktion einer Weltkarte, die als »Entwurf des Weges der ersten Reise um die Welt nach der Beschreibung des Ritters Anton Pigafetta« ausgewiesen war und ursprünglich 1801 als Beilage zu Pigafettas Bericht der von Magellan unternommenen ersten Weltumsegelung erschien. Als erste Karte wären allerdings auch andere Karten infrage gekommen. Denn die von Langhans präsentierte Weltkarte wird in der französischen Vorlage, auf der der Nachdruck basiert, von insgesamt sieben weiteren Karten begleitet, die vereinzelte Inseln zeigen und sowohl drucktechnisch als auch kartographiehistorisch sogar reizvoller anmuten als die nicht ganz so spektakuläre Weltkarte. Was letztere im Gegensatz zu ihnen jedoch vermag – weshalb Langhans’ Wahl wohl auf sie fiel –, ist die Suggestion einer Erfolgsgeschichte, wonach das Meer als kontrollierter Raum des Weltverkehrs erscheint, und eines Weltkontinuums, dessen Tücke darin besteht, dass es jeden Punkt auf der Erde als gleichermaßen adressierbar ausweist.


[Paul Langhans:] Justus Perthes’ erste Karte. Dr. A. Petermann’s Mitteilungen aus Justus Perthes‘ Geographischer Anstalt 56 (1910) II, Tafel 29.

Wolfgang Struck. »Justus Perthes’ erste Karte.« In: Karten-Meere Blog, 15.07.2020, kartenmeere.hypotheses.org/1.

Relevante und verbundene Personen

Routenkarte des Dampfers Thüringen 1911 (Bremen?, um 1911)

In diese Blankokarte ist die Reiseroute des Dampfers Thüringen von Bremen nach Sydney und zurück nach Bremerhaven mit der Hand eingetragen.
 

Mehr erfahren

In diese Blankokarte ist die Reiseroute des Dampfers Thüringen von Bremen nach Sydney und zurück nach Bremerhaven mit der Hand eingetragen. Das 1906 in Bremen bei der AG Weser gebaute Schiff war eines von sechs Fahrzeugen der »Franken«-Klasse, welche der Norddeutsche Lloyd (NDL) seit Mitte des Jahrzehnts im lukrativen Handelsverkehr mit Australien einsetzte. Winzige Aufkleber in den Farben des Deutschen Reiches markieren die Etmale (Tagesstrecken) der Seereise, bei der die Thüringen in 163 Tagen 28.791 Seemeilen zurücklegte.

Maße: 430x580mm


DSM | Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven, Signatur: I 1 VIII 73

Erfolge der U-Boote im Mittelmeer und Schwarzen Meer… (1916?)

Im Ersten Weltkrieg dienten U-Boote erstmals als strategische Einheiten.
 

Mehr erfahren

Im Ersten Weltkrieg dienten U-Boote erstmals als strategische Einheiten. Besonders effektiv operierte die deutsche U-Boot-Flotte im Mittelmeer, wo das Vereinigte Königreich und Frankreich lange keine wirksamen Abwehrmaßnahmen fanden. Diese Karte zeigt die Positionen versenkter Schiffe. Es ist also nur ablesbar, wo sich U-Boote im Moment des Angriffs befunden haben mochten, in dem sie für ihre Gegner sichtbar waren. Mit Buntstift wurden U-Boot-Routen südlich von Griechenland ergänzt.

Maße: 230x500mm


DSM | Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven, Signatur: I 2 VII 23

The Voyages of the R.34 (London 1919)

Im frühen 20. Jahrhundert trat das Luftschiff als transkontinentales Verkehrsmittel neben das Seeschiff.
 

Mehr erfahren

Im frühen 20. Jahrhundert trat das Luftschiff als transkontinentales Verkehrsmittel neben das Seeschiff. Dem britischen Major George H. Scott (1888–1930) gelang 1919 mit dem Luftschiff R.34 die erste Atlantiküberquerung eines Luftfahrzeugs von Ost nach West. Fünf je 275 PS starke Motoren trieben es in fünf Tagen von East Fortune (Schottland) nach New York. Die Rückreise gelang in nur vier Tagen. Am Montag nach der Ankunft berichteten die Zeitungen, so auch »The Mail«.

Maße: 185x280mm


Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, SPK 547$111589452

Küstenfunkstellen für den deutschen Seewetterdienst (um 1930)

Zu den frühesten Anwendungsbereichen der Funktechnik zählte die Seefahrt.
 

Mehr erfahren

Zu den frühesten Anwendungsbereichen der Funktechnik zählte die Seefahrt. Die drahtlose Nachrichtenübertragung mittels elektromagnetischer Wellen erwies sich als ideal für die Kommunikation zwischen Schiffen beziehungsweise zwischen Schiff und Land. Nach dem Untergang der Titanic 1912 setzte eine internationale Vereinheitlichung des Funkverkehrs ein. An dieser von Hand umgearbeiteten Karte lässt sich exemplarisch ablesen, wie der Funkverkehr den maritimen Kommunikationsraum transformiert hat.

Maße: 375x485mm


DSM | Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven, Signatur: I 1 VIII 13

Regio Yacht Club Italiano: Genova (1933)

Erste Yachtclubs entstanden in Europa bereits im 18. Jahrhundert.
 

Mehr erfahren

Erste Yachtclubs entstanden in Europa bereits im 18. Jahrhundert. Doch erst im frühen 20. Jahrhundert avancierte die Sport- und Freizeitschifffahrt zu einem Breitenphänomen. Seekarten trugen erheblich dazu bei, dass immer mehr Menschen darauf vertrauten, die Gefahren der See beherrschen zu können. Dass Karten auch im Bereich der maritimen Freizeit genutzt werden, belegt diese Karte des Genueser Yachtclubs mit eingezeichneten Regattastrecken.

Maße: 370x405mm


DSM | Leibniz-Institut für Maritime Geschichte, Bremerhaven, Signatur: I 2 IV 201

Tiefenkarte des Hawaii-Sockels (1948)

Selbst der Mars ist besser vermessen: Nur zu 10 bis 20 Prozent der Meeresböden liegen heute Karten vor, die auf Vermessungen beruhen.
 

Mehr erfahren

Selbst der Mars ist besser vermessen: Nur zu 10 bis 20 Prozent der Meeresböden liegen heute Karten vor, die auf Vermessungen beruhen. Kartographen fanden innovative Gestaltungsformen, um diesen hohen Grad an Ungewissheit zu kennzeichnen. Diese Tiefenkarte betont die konstruktivistische Dimension von Karten, wobei die Nebenkarte die Dichte der zugrundeliegenden Daten visualisiert.

Maße: 340x625mm


Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, SPK 547$112322107

Relevante und verbundene Personen

Kontor | handeln