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5. Die Dokumentation des Reformationsjubiläums

Nach den Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum der Reformation beauftragte Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg den Gothaer Kirchenrat Ernst Salomon Cyprian, die europäischen Aktivitäten anlässlich dieses großen Ereignisses zu dokumentieren. Auch die Leipziger Verleger Moritz Georg Weidmann und Johann Ludwig Gleditsch traten dazu an Cyprian heran.

Weidmann, Gleditsch und Cyprian mit seinem großen Netz an Korrespondenten stellten nun Anfragen an lutherische Universitäten und Geistliche in ganz Europa, um Material für ihr Vorhaben auch aus den entferntesten Regionen zu erhalten. Für Informationen aus Nord- und dem südlichen Mitteleuropa sorgten vor allem der Pfarrer Gottlob Lehmann in Krempe und der dänische Legationsprediger Johann Jacob Langjahr in Wien.

Die „Hilaria evangelica“ erschienen zur Leipziger Ostermesse 1719. Am Beginn des Werkes versucht Cyprian in einer Abhandlung, die Notwendigkeit der Reformation zu beweisen. Im ersten Teil, der mit Kupferstichen von''

Nach den Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum der Reformation beauftragte Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg den Gothaer Kirchenrat Ernst Salomon Cyprian, die europäischen Aktivitäten anlässlich dieses großen Ereignisses zu dokumentieren. Auch die Leipziger Verleger Moritz Georg Weidmann und Johann Ludwig Gleditsch traten dazu an Cyprian heran.

Weidmann, Gleditsch und Cyprian mit seinem großen Netz an Korrespondenten stellten nun Anfragen an lutherische Universitäten und Geistliche in ganz Europa, um Material für ihr Vorhaben auch aus den entferntesten Regionen zu erhalten. Für Informationen aus Nord- und dem südlichen Mitteleuropa sorgten vor allem der Pfarrer Gottlob Lehmann in Krempe und der dänische Legationsprediger Johann Jacob Langjahr in Wien.

Die „Hilaria evangelica“ erschienen zur Leipziger Ostermesse 1719. Am Beginn des Werkes versucht Cyprian in einer Abhandlung, die Notwendigkeit der Reformation zu beweisen. Im ersten Teil, der mit Kupferstichen von Kirchenräumen und Illuminationen illustriert ist, publiziert Cyprian Anordnungen der weltlichen und geistlichen Herrschaft, Berichte der Feierlichkeiten sowie dort vorgetragene Gebete, Gedichte und Lieder. Auch lässt Cyprian ein von dem Gothaer Feldprediger Johann Christoph Jussatz erstelltes Verzeichnis der nach Gotha geschickten Materialien drucken. Im zweiten Teil stellt Cyprian akademische Reden und Universitätsprogramme zusammen. Im dritten und letzten Teil zeigt er zwölf Tafeln mit Abbildungen von Münzen und Medaillen mit Beschreibungen des Gothaer Sekretärs, Antiquars und Hofhistoriographen Christian Schlegel (1667–1722).

Autor: Daniel Gehrt

Bibliographische Angabe:
Harm Cordes: Ernst Salomon Cyprian als Chronist des Reformationsjubiläums von 1717, in: Klaus Tanner (Hrsg.): Konstruktion von Geschichte. Jubelrede – Predigt – protestantische Historiographie, Leipzig 2012, S. 89–103.

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Selbstvergewisserung und Polemik.

Den verschiedenen Frontlinien widmet sich der Beitrag von Christian V. Witt
„Das kontroverstheologische Programm der ‚Hilaria evangelica‘“

Eine aus sieben Punkten zusammengesetzte Anfrage der Leipziger Verleger

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Die Leipziger Verleger suchen nach Materialien

Die Leipziger Verleger Moritz Georg Weidmann und Johann Ludwig Gleditsch schickten Anfragen an lutherische Geistliche und Universitäten in Europa, um Zeugnisse der Reformationsfeierlichkeiten zusammenzutragen.

Was wollten sie genau sammeln?

 

Die Leipziger Verleger Moritz Georg Weidmann und Johann Ludwig Gleditsch schickten Anfragen an lutherische Geistliche und Universitäten in Europa, um Zeugnisse der Reformationsfeierlichkeiten zusammenzutragen. Diese wurden in sieben Punkten gegliedert. So baten sie um Verordnungen der Obrigkeit, Spezialanordnungen, Gebete und andere Texte, Predigtentwürfe oder vollständige Predigten, akademische Disputationen, Reden und Programme, Medaillen sowie um Berichte von den Feierlichkeiten.

 


Bibliographische Angabe: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gotha, Augustinerkloster, 4 A/2, Bl. 12r-v. Moritz Georg Weidmann: Brief (dt., Abschr.) an Unbekannt, Leipzig, 18. Juni 1718.

[12r] Leipzig den 18te[n] Junij 1718

Hochwürdige und Hochgelahrte
HochgeEhrteste Gönner und Patroni

Euer Hochwürden werden aus beykom[m]endem Titul[1], ersehen, wie daß ich gesonnen, Gott und der Evangel.-Kirche Zu Ehren, und ewigen Andencken des andern Letzverfloßenen JubelFestes eine vollkom[m]ene Historie gedachten Jubelfestes drucken Zulaßen, damit nun an solcher nichts ermangele oder außenbleibe, als vornehmer Patronen subsidia dazu höchstnöthig sind, So habe Euer Hochw. gehorsamst bitten wollen, die güttigkeit Zuhaben, mir alles dasjenigs wie es in dero Stadt und Diocess. bey verflossenem JubelFeste gehalten worden, gütigst Zucommuncirn, und Zwar
 

  1. Die allergnädigste Verordnung hoher Obrigkeit
  2. die Special verordnungen
  3. die Texte und gebethe so darauff gemacht,
  4. die dispositiones über die 3. gemelten Texte in Kurtze[m], oder wo möglich eine Predigt
  5. die Orationes, Programmata und Actus, so bey dero Gymnasio und Schulen gehalten
  6. die Medaillen, so entweder auctoritate Principis, oder auch privatim in ihrer Stadt geschlagen, entweder in original oder in Abdruck, welche danckbarlich zahlen will. 
  7. Eine außführliche Relation, was irgend vor Speciale Solennitäten in dero Stadt an Processionen in Kirchen u[n]d andere Freuden-Bezeugungen vorgegangen.


Sollten irgend wegen Abschreibens oder sonst einige Unkosten drauff gehen, so bin erböthig, solche bey erfolgte[m] bericht, so gleich danckbarlich Zubezahlen, und bitte gehorsamst, das was Sie mir Zucommunicirn gütigst gesonnen, innerhalb Monathsfrist möge einge-[12v]schicket werden. Jch hoffe Sie werden meinen Bitten gütigst willfahren, indem solches Zu Gottes Ehren, und Ruhm unsrer Evangel. Religion gereichet, und offerire mich hingegen wiederum Zu allen willigst und und [sic!] gehorsamsten Diensten, der ich mit schuldigstem respect verharre

Euer Hochwürden ergebenster Diener
Moritz Georg Weidmann


[1] Es handelt sich vermutlich um einen 1718 gedruckten Titelblattentwurf im Oktavformat (http://diglib.hab.de/drucke/tp-97/start.htm) mit Informationen zu dem sich in Entstehung befindlichen Werk auf der Rückseite (http://diglib.hab.de/drucke/tp-97/start.htm).

Harm Cordes: Ernst Salomon Cyprian als Chronist des Reformationsjubiläums von 1717, in: Klaus Tanner (Hrsg.): Konstruktion von Geschichte. Jubelrede – Predigt – protestantische Historiographie, Leipzig 2012, S. 89–103, hier S. 91.

Schlagworte

Verordnung, Gebet, Predigt, Disputation, Medaille, Rede

Relevante und verbundene Orte

Relevante und verbundene Personen

Beispielkarte
 

Cyprians Netzwerk

Ernst Salomon Cyprian hatte ausgezeichnete Kontakte in ganz Europa. Durch sein umfangreiches Korrespondentennetzwerk war es ihm möglich, leicht und schnell an Materialien innerhalb und außerhalb des Alten Reichs für seine „Hilaria evangelica“ zu gelangen. So sind heute allein in der Forschungsbibliothek Gotha etwa 4.000 Briefe aus seinem Briefwechsel überliefert. Die Karte zeigt zehn Briefpartner, mit denen Cyprian zwischen 1717 und 1719 korrespondierte.

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Ernst Salomon Cyprian hatte ausgezeichnete Kontakte in ganz Europa. Durch sein umfangreiches Korrespondentennetzwerk war es ihm möglich, leicht und schnell an Materialien innerhalb und außerhalb des Alten Reichs für seine „Hilaria evangelica“ zu gelangen. So sind heute allein in der Forschungsbibliothek Gotha etwa 4.000 Briefe aus seinem Briefwechsel überliefert. Die Karte zeigt zehn Briefpartner, mit denen Cyprian zwischen 1717 und 1719 korrespondierte.

Brief von Langjahr an Cyprian aus Wien vom 5. November 1718

Rechteinhaber: LATh – StA Gotha

Lizenz: Rechte vorbehalten

 

Berichte aus Kriegsgebieten

Zeugnisse der Reformationsfeierlichkeiten aus Ungarn besorgte vor allem der dänische Legationsprediger Johann Jacob Langjahr, der in Wien lebte.

Welche Schwierigkeiten hatte er dabei?

 

Zeugnisse der Reformationsfeierlichkeiten aus Ungarn besorgte vor allem der dänische Legationsprediger Johann Jacob Langjahr, der in Wien lebte. Langjahr konnte jedoch an eine Vielzahl von Informationen gar nicht gelangen, da die Habsburger das Reformationsgedenken auch in Ungarn unterdrückten und sich darüber hinaus mit dem Osmanischen Reich im Krieg befanden. Erst nach dem Friedensschluss Mitte 1718 wagte Langjahr eine Reise nach Ungarn.

 


Bibliographische Angabe: Joh[ann] Jac[ob] Langjahr: Brief an [Ernst Salomon Cyprian], Wien, 5. November 1718. Autograph. LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen., Loc. 26, Nr. 6, Bl. 27v.

Schlagworte

Habsburger, Osmanen, Krieg

Relevante und verbundene Orte

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Entwurf für eine Medaille zur Weltschöpfung und einem binären Zahlensystem

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Ein binäres Zahlensystem als philosophischer Beweis für die Weltschöpfung

In den handschriftlichen Materialien zu den „Hilaria evangelica“ ist die Federzeichnung einer 1697 von dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) entworfenen Medaille überliefert.

Was war das Besondere daran?

 

In den handschriftlichen Materialien zu den „Hilaria evangelica“ ist die Federzeichnung einer 1697 von dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) entworfenen Medaille überliefert. Mit dem binären Zahlensystem versuchte Leibniz zu erklären, wie aus dem Nichts – Null – die Welt durch das Wort Gottes – Eins – entstanden sein könnte. Cyprian greift diesen Gedanken von Leibniz in seiner, den „Hilaria“ vorangestellten Abhandlung über „Ursprung, Wachsthum und Beschaffenheit des Pabstthums“ auf. Damit versuchte er, der grundsätzlichen Kritik der von ihm bekämpften Atheisten an der Bedeutung der Reformation zu begegnen.

 


Bibliographische Angabe: Zeichnung und Erläuterung für den Entwurf einer von Gottfried Wilhelm Leibniz beschriebenen Medaille mit den Inschriften „Imago Creationis“und „2. 3. 4. 5. etc. 0 Omnibus ex nihilo ducendis Sufficit Unum“, die das binäre Zahlensystem darstellt. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gotha, Augustinerkloster, 4 A/2, Bl. 207r.

Ernst Salomon Cyprian: Hilaria Evangelica, Oder Theologisch-Historischer Bericht Vom Andern Evangelischen Jubel-Fest ..., Gotha: Moritz Georg Weidmann, 1719 (VD18 90010523), S. 19. Gottfried Wilhelm Leibniz: Sämtliche Schriften und Briefe. 1. Reihe: Allgemeiner politischer und historischer Briefwechsel. Bd. 13: August 1696–April 1697, hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, Berlin 1987, S. 116–125, Nr. 75–76.

Schlagworte

Federzeichnung, Medaille, binäres Zahlensystem, Papsttum

Relevante und verbundene Personen

Blick in das Gothaer Münzkabinett 1727

Forschungsbibliothek Gotha, H 2° 01101/01, Bl. *1r. Public Domain Mark 1.0.​​​​​​​

 

Das Reformationsjubiläum in der Gothaer Münzsammlung

1712 erwarb der Gothaer Herzog Friedrich II. die stattliche Münzsammlung des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Sondershausen (1653–1716).

Welche Bedeutung hatte das Jubiläum für die Sammlung?

 

1712 erwarb der Gothaer Herzog Friedrich II. die stattliche Münzsammlung des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Sondershausen (1653–1716). Mit dieser 18.800 Münzen umfassenden Sammlung, die ihn 100.000 Taler gekostet hatte, baute er das Münzkabinett auf Schloss Friedenstein zu einer Sammlung von europäischem Rang aus. Eigens für dieses Kabinett ließ er einen Raum ausgestalten, der heute zu den schönsten historischen Münzkabinetten in Europa zählt. Im Zuge des Reformationsjubiläums ließ der Herzog auch Münzen und Medaillen erwerben, welche die Feierlichkeiten dokumentierten.

 


Bibliographische Angabe: Kupferstich von B[ernhard] Picart: Numismatophylacium Fridericianum, 1727, in: Christian Sigismund Liebe: Gotha Nvmaria …, Amsterdam: Wetstein und Smith, 1730, FB Gotha, H 2° 01101/01, Bl. *1r.

Martin Eberle: Das Münzkabinett in Gotha, in: Martin Eberle / Uta Wallenstein (Hrsg.): Gothas Gold. 300 Jahre Münzkabinett, Gotha 2012, S. 11–21.

Schlagworte

Münzsammlung, Münzkabinett, Schloss Friedenstein, Münze, Medaille, Reformationsjubiläum

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6. Die Festtage