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6. Die Festtage

Die einzelnen Städte und Territorien gestalteten die Feiern zum Reformationsjubiläum 1717 sehr unterschiedlich. Im Mittelpunkt standen jedoch immer die Gottesdienste, die oft mehrmals täglich abgehalten wurden. Der Fokus der Jubiläumspredigten war vor allem auf Martin Luther und seine Verdienste um die evangelische Kirche gerichtet. Viele Lieder des Reformators, deren Texte im 18. Jahrhundert nicht mehr unumstritten waren, wurden gesungen und für die Feierlichkeiten geschaffene Kantaten aufgeführt.

Anlässlich der Festtage wurden die Häuser zum Teil aufwändig geschmückt; in den Kirchen wurden besondere Altaraufsätze oder sogar Bäume und Obelisken aufgestellt. Gelegentlich konnten die Stadtbewohner nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Marktplatz oder in den Straßen leuchtende Bilder bzw. Illuminationen bewundern. Neben Porträts der Reformatoren und Fürsten waren dort auch Embleme zu sehen. Unter freiem Himmel sangen Chöre, etwa am Lutherhaus in Wittenberg zum Sonnenaufgang, und''

Die einzelnen Städte und Territorien gestalteten die Feiern zum Reformationsjubiläum 1717 sehr unterschiedlich. Im Mittelpunkt standen jedoch immer die Gottesdienste, die oft mehrmals täglich abgehalten wurden. Der Fokus der Jubiläumspredigten war vor allem auf Martin Luther und seine Verdienste um die evangelische Kirche gerichtet. Viele Lieder des Reformators, deren Texte im 18. Jahrhundert nicht mehr unumstritten waren, wurden gesungen und für die Feierlichkeiten geschaffene Kantaten aufgeführt.

Anlässlich der Festtage wurden die Häuser zum Teil aufwändig geschmückt; in den Kirchen wurden besondere Altaraufsätze oder sogar Bäume und Obelisken aufgestellt. Gelegentlich konnten die Stadtbewohner nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Marktplatz oder in den Straßen leuchtende Bilder bzw. Illuminationen bewundern. Neben Porträts der Reformatoren und Fürsten waren dort auch Embleme zu sehen. Unter freiem Himmel sangen Chöre, etwa am Lutherhaus in Wittenberg zum Sonnenaufgang, und Prozessionen zogen durch die Städte.

Bei all diesen Feierlichkeiten waren Polemiken gegen die römisch-katholische Kirche zwar – anders als 1617 – verboten, doch das Verbot wurde häufig umgangen.

Autor: Berthold Kreß

 

Die Einführung zum Anhören

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Wie Kirchen als prunkvolle Festsäle inszeniert wurden,

erläutert Martin Wangsgaard Jürgensen in seinem Beitrag
„Staging and Performing the Commemoration of the Reformation in the Danish Churches in 1717“.


Musik war allgegenwärtig bei den Feierlichkeiten 1717.

Maik Richter ist auf
„Spurensuche nach Quellen zur musikalischen Gestaltung der Feierlichkeiten im Fürstentum Anhalt-Zerbst anlässlich des 200. Reformationsjubiläums“.

Jubelpredigt des Wittenberger Theologen Gottlieb Wernsdorf vom 31. Oktober 1717 in der Wittenberger Schlosskirche.

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Subtile Fürstenkritik in der Wittenberger Schlosskirche

Die Prediger in Kursachsen vermieden mit Rücksicht auf den katholisch gewordenen Kurfürsten in der Regel polemisch gedeutete Texte und wählten stattdessen das Sonntagsevangelium vom Zinsgroschen.

Wie kam dennoch Kritik zum Ausdruck?

 

Die Prediger in Kursachsen vermieden mit Rücksicht auf den katholisch gewordenen Kurfürsten in der Regel polemisch gedeutete Texte und wählten stattdessen das Sonntagsevangelium vom Zinsgroschen. So beschrieb der Theologieprofessor Gottlieb Wernsdorf in seiner Predigt in der Wittenberger Schlosskirche eine Medaille, die den Text vom Zinsgroschen auf Luther bezog. Er verband darin den bekannten Satz, „Gebt Gott was Gottes ist, und dem Kaiser was des Kaisers ist“, mit dem Anspruch der Untertanen auf Widerstand gegen den Fürsten, falls dieser die „Verläugnung der evangelischen Wahrheit“ befehlen würde.

 


Bibliographische Angabe: Gottlieb Wernsdorf: Jubelpredigt: „D. Mart. Lutheri wahre Beschaffenheit, und aller rechtschaffenen Lutheraner Schuldigkeit wurde mittels einer Evangelischen Jubel-Münze mit ihrem Bild und Überschrifft im ersten Feyertage des andern Christ-Lutherischen Jubelfestes den 31. Octobris, war eben der XXIII. Sontag nach Trinitatis 1717 in der Schloß-Kirchen zu Aller Heiligen in Wittenberg mit dem sonst gewöhnlichen Sontags Evangelio Matth. XXII,15–22 der anwesenden sehr großen Versammlung schrifftmäßig gewiesen ...“, gehalten am 31.10.1717 in der Schlosskirche in Wittenberg. Reinschrift mit eigenhändigen Änderungen, Ergänzungen und Unterstreichungen. LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen., Loc. 26, Nr. 15, Bl. 256r–263v, 265r–280v, hier Bl. 256r.

Friedrich Loofs: Die Jahrhundertfeier der Reformation an den Universitäten Wittenberg und Halle, 1617, 1717 und 1817, in: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen 14 (1917), S. 1–68, hier S. 31–40. Annina Ligniez: „[…] bey ietzigen gefährlichen und betrübten Zeiten […]“. Zeitdiagnosen in Reformationsjubiläumspredigten 1717 in Wittenberg, in: Klaus Tanner / Jörg Ulrich (Hrsg.): Spurenlese. Reformationsvergegenwärtigung als Standortbestimmung (1717–1983), Leipzig 2012, hier S. 37–69. Hugo Schnell: Martin Luther und die Reformation auf Münzen und Medaillen, München 1983, hier Abb. 171 (Abbildung der Medaille).

Schlagworte

Prediger, Wittenberger Schlosskirche, Medaille, Zinsgroschen

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Festdekoration in der Ulrichkirche in Augsburg.

Forschungsbibliothek Gotha, H lg2° 256, Bl. 7r. Public Domain Mark 1.0.​​​​​​​

 

Festdekorationen für die Ewigkeit

Anlässlich des Reformationsjubiläums wurden die Kirchen in den evangelischen Gemeinden aufwändig dekoriert. 

Welche Schmuckelemente wurden verwendet?

 

Anlässlich des Reformationsjubiläums wurden die Kirchen in den evangelischen Gemeinden aufwändig dekoriert. Besonders reich schmückten die evangelischen Bürger der bikonfessionellen Reichsstadt Augsburg ihre Kirchen und gaben eine Sammlung von Kupferstichen heraus, die diese Festdekorationen dauerhaft im Bild festhalten sollten. Der Kupferstich zeigt den Schmuck der Ulrichskirche: Obelisken tragen Embleme, etwa eine Sonne mit dem Text „Ihr helles Liecht verdunckelt nicht“ als Zeichen der neuen Lehre. Das größte Emblem zeigt einen in der Kirche errichteten Palmbaum. Er wächst, obwohl er von einem Stein niedergedrückt wird.

 


Bibliographische Angabe: Augspurgische Reformations Iubel-Feyer, Das ist, Allerhand inventirte Kupffer-Stiche, welche Im Jahr Christi 1717, auf das vo[n] einer hohe[n] Obrigkeit A:C: allhier verordnete wegen des Anno 1517. angefangenen Reformations-Wercks, … zu celebrirende Iubel-Fest …, Augsburg: Johann Michael Roth, [1717]. FB Gotha, H lg2° 256, Bl. 7r.

Hermann Ehmer: Das Reformationsjubiläum 1717 in den schwäbischen Reichsstädten. Evangelische Erinnerungs- und Festkultur als Ausdruck konfessioneller und städtischer Identität, in: Johannes Burkhardt / Stephanie Haberer (Hrsg.): Das Friedensfest. Augsburg und die Entwicklung einer neuzeitlichen Toleranz-, Friedens- und Festkultur, Berlin 2000, S. 233–277.

Schlagworte

Reformationsjubiläum, Kupferstich, Ulrichskirche

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Erläuterung des Verses „Und steur des Pabsts und Türken Mord“ im Luther-Lied „Erhalt uns Herr bei deinem Wort“ in einer Verordnung zum Reformationsjubiläum 1717.

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Ein umstrittenes Kampflied aus Luthers Feder

Das von Luther gedichtete Lied „Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort“ wurde viel gesungen.

Warum war es so umstritten?

 

Das von Luther gedichtete Lied „Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort“ wurde viel gesungen. Die Worte „Und steur des Pabst und Türken Mord“ wurden häufig als Bitte verstanden, Papst und Türken Einhalt zu gebieten, manchmal aber auch als Bitte um deren Vernichtung. Wohl deswegen galt dieses Lied im Dreißigjährigen Krieg als Siegeshymne der Protestanten und wurde von katholischer Seite bekämpft. In der protestantischen Grafschaft Nassau-Idstein versuchte man, den umstrittenen Text beizubehalten und zugleich durch eine Erklärung zu entschärfen.

 


Bibliographische Angabe: [Georg August, Graf von Nassau-Idstein]: Verordnung bezüglich der Feierlichkeiten anlässlich des 200. Jubiläums der Reformation, o.O. 1717, § 4. LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen., Loc. 26, Nr. 20, 11r–v, hier Bl. 11r.

Martin Evang / Ilsabe Seibt (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, Bd. 3, Heft 21, Göttingen 2015. Gerhard Chryno Hermann Stip: Das Kleinod der evangelischen Religionsfreiheit. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort, Leipzig 1855.

Schlagworte

Kampflied, Lied, Dreißigjähriger Krieg, Siegeshymne, Protestanten, Nassau-Idstein

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Illumination am Haus des Bürgermeisters von Schwäbisch Hall Johann Lorenz Drechsler.

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Fortsetzung der Feierlichkeiten auf dem Marktplatz

Die Bürger der Reichsstadt Schwäbisch Hall konnten nach dem Ende des Vespergottesdienstes zum Reformationstag das hell erleuchtete Wohnhaus des Bürgermeisters Johann Lorenz Drechsler bewundern.

Welches Bildprogramm wurde gewählt?

 

Die Bürger der Reichsstadt Schwäbisch Hall konnten nach dem Ende des Vespergottesdienstes zum Reformationstag das hell erleuchtete Wohnhaus des Bürgermeisters Johann Lorenz Drechsler bewundern. Drechsler hatten zwischen Pyramiden mit Lichtern die Bildnisse von drei Reformatoren mit einem passenden Emblem versehen und illuminiert. In der Mitte war Luther mit einer Sonne zu sehen, deren Licht durch Wolken bricht. Darüber erstrahlte Jan Hus und – in Anspielung auf seinen Tod – der im Feuer verjüngte Phönix. Die unterste Reihe zeigte Johann Brenz, den Reformator der Stadt, mit einer Darstellung seiner Pfarrkirche.

 


Bibliographische Angabe: Kolorierte Federzeichnung der Illumination am Haus von Bürgermeister Drechsler, 1717. Schwäbisch Hall, Stadtarchiv, 5/588.

Ernst Salomon Cyprian: Hilaria Evangelica, Oder Theologisch-Historischer Bericht Vom Andern Evangelischen Jubel-Fest ..., Gotha: Moritz Georg Weidmann, 1719 (VD18 90010523). Isabella Fehle (Hrsg.): Johannes Brenz, 1499–1570. Prediger, Reformator, Politiker. Ausstellung im Hällisch-Fränkischen Museum, Schwäbisch Hall und im Württembergischen Landesmuseum, Stuttgart …, Stuttgart 1999, S. 21–23.

Schlagworte

Reformationstag, Reformator, Bildnis, Emblem, Phönix

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Eine der frühesten Darstellungen von Luther mit dem Hammer, 1717.

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Luthers erster Auftritt mit dem Hammer

Das uns heute vertraute Bild von Luther mit dem Hammer entstand erst während des Reformationsjubiläums von 1717.

Was inspirierte die Entstehung dieses Motivs?

 

Das uns heute vertraute Bild von Luther mit dem Hammer entstand erst während des Reformationsjubiläums von 1717. In diesem Jahr wurde das Motiv auf einer Augsburger Medaille und auf einer Illumination am Rathaus im dänischen Aalborg abgebildet. Cyprian erhielt für die „Hilaria evangelica“ eine Zeichnung der Aalborger Illumination zugeschickt. Dort ist Luther mit dem Hammer an der Peterskirche in Rom zu sehen, die zugleich von einem Blitz getroffen wird. Das Motiv geht wahrscheinlich auf eine Medaille aus dem Jahr 1699/1700 zurück, die die Öffnung der Heiligen Pforte in Rom darstellt.

 


Bibliographische Angabe: Lavierte Federzeichnung der Illumination am Aalborger Rathaus von 1717. LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen. Loc. 26, Nr. 9, Bl. 379r.

Ott, Joachim: Luther mit dem Hammer. Die Entstehung des Bildmotivs 1717 und die Öffnung der Heiligen Pforte von St. Peter in Rom, in: Lutherjahrbuch 84 (2017), S. 278–355.

Schlagworte

Luther Hammer, Reformationsjubiläum, Medaille, Illumination

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7. Festveranstaltungen an Universitäten und Gymnasien