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7. Festveranstaltungen an Universitäten und Gymnasien

Neben den kirchlichen Feierlichkeiten organisierten Universitäten und Gymnasien weitere Festveranstaltungen. Die Formen des Reformationsgedenkens an den höheren Bildungseinrichtungen waren vielfältig. Die Professoren hielten Vorlesungen und Festreden und trugen neulateinische Dichtung vor. Promotionen, Disputationen und die Verleihung akademischer Grade wurden im Rahmen der Feierlichkeiten durchgeführt. Theologieprofessoren hielten Gottesdienste in universitätseigenen Kirchen ab. Auch die Studenten beteiligten sich an den Feierlichkeiten mit musikalischen Beiträgen. Zugleich begingen die Akademiker das Jubiläum gemeinsam mit den Bürgern in den Pfarrkirchen und bei Prozessionen in der Stadt.

Viele Lateinschulen hatten im Rahmen des Reformationsjubiläums 1617 Theaterstücke aufgeführt. Theater generell geriet jedoch durch pietistische Strömungen Ende des 17. Jahrhunderts in vehemente Kritik. An deren Stelle trugen Schüler 1717 Reden und Dialoge mit theatrischen Elementen vor. Sie wurden''

Neben den kirchlichen Feierlichkeiten organisierten Universitäten und Gymnasien weitere Festveranstaltungen. Die Formen des Reformationsgedenkens an den höheren Bildungseinrichtungen waren vielfältig. Die Professoren hielten Vorlesungen und Festreden und trugen neulateinische Dichtung vor. Promotionen, Disputationen und die Verleihung akademischer Grade wurden im Rahmen der Feierlichkeiten durchgeführt. Theologieprofessoren hielten Gottesdienste in universitätseigenen Kirchen ab. Auch die Studenten beteiligten sich an den Feierlichkeiten mit musikalischen Beiträgen. Zugleich begingen die Akademiker das Jubiläum gemeinsam mit den Bürgern in den Pfarrkirchen und bei Prozessionen in der Stadt.

Viele Lateinschulen hatten im Rahmen des Reformationsjubiläums 1617 Theaterstücke aufgeführt. Theater generell geriet jedoch durch pietistische Strömungen Ende des 17. Jahrhunderts in vehemente Kritik. An deren Stelle trugen Schüler 1717 Reden und Dialoge mit theatrischen Elementen vor. Sie wurden oft durch Bilder, Kostüme und Musik bereichert.

Schließlich gab es Ausdrucksformen des Reformationsgedenkens, die außerhalb des institutionellen Rahmens entstanden. Dazu zählen persönliche Gedichte und mystische Wortzahlenberechnungen. Solches Material wurde ebenfalls für die „Hilaria evangelica“ eingesandt, jedoch redaktionell ausgeschlossen.

Autor: Berthold Kreß

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Wie wurde das Jubiläum in lutherischen Universitätsstädten gefeiert?

Ein Beispiel bietet Christopher Spehr in seinem Beitrag
„Jenaische Jubel-Freude. Die Reformationsfeierlichkeiten in der Saalestadt 1717“.


Die Reformation auf der Bühne.

Einblicke in "Dramatische Beiträge zum Reformationsjubiläum 1717" gibt der Beitrag von Irmgard Scheitler. 

Das Bildprogramm in der Leipziger Paulinerkirche anlässlich der Reformationsfeierlichkeiten als Kupferstich in den „Hilaria“.

Forschungsbibliothek Gotha, Theol. 2° 270/8. Public Domain Mark 1.0.​​​​​​​

 

Das heidnische, abergläubische und evangelische Leipzig

Die Universität Leipzig ließ für ihre Jubiläumsfeierlichkeiten die Paulinerkirche aufwändig umbauen.

Wie wurde die Stadtgeschichte dabei gedeutet?

 

Die Universität Leipzig ließ für ihre Jubiläumsfeierlichkeiten die Paulinerkirche aufwändig umbauen. Das Bildprogramm, das Cyprian in den „Hilaria evangelica“ vorstellte, zeigt die Geschichte der Leipziger Kirche: Unten links wird die heidnische Zeit der Nacht bis zu Karl dem Großen dargestellt, über der die personifizierte Hoffnung zu sehen ist; unten rechts die  abergläubische Zeit der Sonnenfinsternis bis zu Kaiser Karl V., über der der personifizierte Glaube schwebt; in der Mitte die Zeit des Tages im Licht des Evangeliums bis zum damals regierenden Kaiser Karl VI., darüber sind brennende Herzen als Zeichen der Liebe dargestellt.

 


Bibliographische Angabe: Ernst Salomon Cyprian: Hilaria Evangelica, Oder Theologisch-Historischer Bericht Vom Andern Evangelischen Jubel-Fest ..., Gotha: Moritz Georg Weidmann, 1719 (VD18 90010523), 1. Buch, nach S. 108 eingebunden. FB Gotha, Theol. 2° 270/8.

Siegfried Hoyer: Reformationsjubiläen im 17. und 18. Jahrhundert, in: Katrin Keller (Hrsg.): Feste und Feiern. Zum Wandel städtischer Festkultur in Leipzig, Leipzig 1994, S. 36–48. Sascha Salatowsky (Hrsg.): Im Kampf um die Seelen. Glauben im Thüringen der Frühen Neuzeit. Katalog zur Ausstellung der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt vom 30. April bis 9. Juli 2017, Gotha 2017, S. 152f.
Der Königsberger Jurist Johann Amseln spricht über Luthers Testament.

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Lizenz: Rechte vorbehalten

 

Das Luthertum aus vierfältiger Sicht

Das Reformationsgedenken war an den lutherischen Universitäten des Alten Reichs nicht nur Theologensache.

Was trugen andere Professoren dazu?

 

Das Reformationsgedenken war an den lutherischen Universitäten des Alten Reichs nicht nur Theologensache. Auch die Vertreter der drei anderen Universitätsfakultäten würdigten das Jubiläum mit eigenständigen fachlichen Beiträgen. Bei den Promotionen in Königsberg sprach ein Theologe über den aktuellen Zustand der Kirche, während ein Jurist etwa Erbrechtsfragen anhand von Luthers Testament behandelte. Ein Mediziner referierte über die Verbreitung abergläubischer Heilmethoden durch die katholische Kirche und ein Philosoph lobte mit allen rhetorischen Mitteln die Verdienste des Hauses Brandenburg um die Ausbreitung der Reformation.

 


Bibliographische Angabe: LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen. Loc. 26, Nr. 12, Bl. 58r–81v, hier Bl. 59r.

Harm Cordes: Hilaria evangelica academica. Das Reformationsjubiläum von 1717 an den deutschen lutherischen Universitäten, Göttingen 2006, S.102, 105.

Schlagworte

Reformationsjubiläum, Universität Königsberg, Theologie, Jura, Medizin, Philosophie, Promotion, Rede

Relevante und verbundene Orte

Relevante und verbundene Personen

Triumphbögen zur Prozession der Rostocker Universität als Kupferstich in den „Hilaria“.

Forschungsbibliothek Gotha, Theol 2° 270/8. Public Domain Mark 1.0.​​​​​​​

 

Rostocker Studenten errichten leuchtende Triumphbögen

An der Spitze des feierlichen Umzugs der Universität Rostock anlässlich des Reformationsjubiläums am 2. November 1717 trugen Universitätsangehörige den Kleinen Katechismus Martin Luthers.

Wie wurde die Prozession inszeniert?

 

An der Spitze des feierlichen Umzugs der Universität Rostock anlässlich des Reformationsjubiläums am 2. November 1717 trugen Universitätsangehörige den Kleinen Katechismus Martin Luthers. Die Prozession gelangte durch illuminierte Triumphbögen, die Studenten errichtet hatten, in den Festsaal. Auf einem der Triumphbögen sind Luther, einer der sächsischen Kurfürsten und typische Embleme für Luther und die Reformation zu sehen. Darüber schwebt Luther mit einer Bibel. Auf einem weiteren Triumphbogen hatten die Studenten die Leidenswerkzeuge Christi Symbolen der Papstkirche gegenübergestellt. Darüber jubelt die lutherische Kirche.

 


Bibliographische Angabe: Ernst Salomon Cyprian: Hilaria Evangelica, Oder Theologisch-Historischer Bericht Vom Andern Evangelischen Jubel-Fest ..., Gotha: Moritz Georg Weidmann, 1719 (VD18 90010523), 1. Buch, 2 Kupferstiche nach S. 412 eingebunden. FB Gotha, Theol 2° 270/8.

Ernst Salomon Cyprian: Hilaria Evangelica, Oder Theologisch-Historischer Bericht Vom Andern Evangelischen Jubel-Fest ..., Gotha, 1719 (VD18 90010523), Buch 1, S. 406–418

Schlagworte

Universität Rostock, Reformationsjubiläum, Kleiner Katechismus, Prozession, Triumphbogen, Studenten

Relevante und verbundene Orte

Relevante und verbundene Personen

Der „Actus Dramaticus“ des Kolberger Schulrektors Christian Gottfried Queitschius anlässlich des Reformationsjubiläums 1717.

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Dramatische Reden

Typisch für das Reformationsgedenken 1717 an Gymnasien waren so genannte „Actus oratorio-dramatici“, in denen Schüler Texte vortrugen.

Was machten sie so ansprechend?

 

Typisch für das Reformationsgedenken 1717 an Gymnasien waren so genannte „Actus oratorio-dramatici“, in denen Schüler Texte vortrugen. Diese rhetorische Übungsform besaß theatrischen Charakter. Der Kolberger Schulrektor Christian Gottfried Queitschius verfasste einen besonders ambitionierten Text. Bei ihm traten nicht nur Personifikationen der Jahreszeiten, Tugenden, Wissenschaften und der Regionen Pommern und Neumark mit ihren Kindern auf, sondern auch Luther als Engel, ein ablassverkaufender Mönch und der Geist des berühmtesten Ablasspredigers Johannes Tetzel.

 


Bibliographische Angabe: Christian Gottfried Queitschius: „Actus Dramaticus, worin die Jm Colbergischen Lyceo studirende Jugendt, das Anno 1717 auf den 31sten Octob: eingefallene IIte Luthersche Jubilæum Gebührend zu celebriren an- und aufgeführet ...“, in: LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen. Loc. 26, Nr. 12, Bl. 18r–27v, hier Bl. 20r.

Irmgard Scheitler: Lutherus Redivivus. Das Reformationsjubiläum 1617. Mit einem Ausblick auf das Jubiläum 1717, in: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 55 (2016), S. 174–215, hier S. 210

Schlagworte

Rede, Reformationsjubiläum, Rhetorik, Dramatik, Gymnasium

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Gedicht der Oldenburger Pfarrersfrau Magdalene Eccard zum Reformationsjubiläum 1717.

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Eine weibliche „Auffmunterung zum Lobe Gottes“

Die Teilnahme von Frauen am Reformationsgedenken hat kaum Spuren hinterlassen.

Welche Spuren sind noch to finden?

 

Die Teilnahme von Frauen am Reformationsgedenken hat kaum Spuren hinterlassen. In der Materialsammlung zu den „Hilaria evangelica“ ist jedoch ein Gedicht von Magdalena Eccard in deutscher Sprache überliefert. Darin preist die Verfasserin, Frau des Oldenburger Pfarrers und Gymnasialrektors Johann Nicolaus Eccard, überschwänglich Luther und sprach die Hoffnung aus, er könne von seinem himmlischen Thron aus am Jubiläum teilhaben. Am Ende des Gedichts erscheint der Reformator selbst und betont, dass alles nicht sein, sondern Gottes Werk sei.

 


Bibliographische Angabe: Magdalene Eccard: Gedicht: „Auffmunterung zum Lobe Gottes an dem Heiligen Abend des zweyten Lutherischen Jubilæi 1717 …“, in: LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen., Loc. 26, Nr. 7, Bl. 206r–207v, hier Bl. 206r.

Schlagworte

Frauen, Dichtung, Reformationsjubiläum

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Zahlentafeln des Nürnberger Kaufmanns und Dichters Johann Friedrich Riederer zum Reformationsjubiläum 1717.

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Zahlenspielereien

Die jüdisch-mystische Tradition, Wörter als Zahlen zu lesen, übte auf viele christliche Gelehrte eine Faszination aus.

Wie fand sie ihren Niederschlag im Jubiläum 1717?

 

Die jüdisch-mystische Tradition, Wörter als Zahlen zu lesen, übte auf viele christliche Gelehrte eine Faszination aus. So hatte Michael Stifel, ein Freund Luthers, durch „Wortrechnung“ den Weltuntergang für den 19. Oktober 1533 um 8 Uhr vorhergesagt. In der Materialsammlung zu den „Hilaria evangelica“ finden sich Tafeln, die die Zahlenwerte von Texten zum Reformationsjubiläum 1717 und von Bibelzitaten – hier Jesaja 44,23 – gleichsetzen. Diese Tafeln stammen von dem Nürnberger Kaufmann und Dichter Johann Friedrich Riederer, der auch unterhaltende Bücher über die Zahlen Sieben und Drei verfasste.

 


Bibliographische Angabe: Johann Friedrich Riederer: Brief an [Ernst Salomon Cyprian] mit 37 Paragrammata Cabbalistica Trigonales, Nürnberg, 11.10.1718, in: LATh – StA Gotha, Oberkons. Gen. Loc. 26, Nr. 6, Bl. 184r–185v, 188r–222v, hier Bl. 193r.

Wilhelm Kosch u.a. (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon, 3. Auflage, Bd. 12, Bern 1990, S. 1198f. Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, Bd. 3, Nürnberg und Altdorf 1757, 317–321

Schlagworte

jüdisch-mystische Tradition, Mystik, Zahlen, Wortrechnung, Weltuntergang, Reformationsjubiläum

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8. Lutherikonographie auf Jubiläumsmedaillen